Was Du für ein Studium brauchst

Das Centrum für Hochschul-Entwicklung (CHE) hat 1.500 Hochschulen und fast 9.500 Professorinnen und Professoren als Experten ihres Faches befragt, was sie sich von ihren Studienanfängern wünschen.
Dabei war das vorrangige Ziel der Befragung, studienfachspezifische Voraussetzungen und Anforderungen herauszuarbeiten.

Mich haben die Ergebnisse dieser Studie angeregt, Dir

  1. eine Zusammenfassung der allgemeinen Anforderungen zu geben, die generell für ein Studium wichtig sind
  2. auf einige Besonderheiten der einzelnen Fächer in den MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) einzugehen, weil die Abbruchquote in den MINT-Fächern besonders hoch ist.

1. Allgemeine Anforderungen

Grundsätzlich werden für alle Studienfächer drei wichtige Fähigkeiten genannt, die wir als überfachliche Kompetenzen oder Schlüsselqualifikationen bezeichnen

  • Abstraktes, logisches und analytisches Denken
  • Selbstmanagement (Disziplin, Selbstorganisation)
  • eigeninitiiertes Lernen, Lern- und Einsatzbereitschaft

Es gibt noch einige Fähigkeiten und Stärken, die auf der Wunschliste der Professorinnen und Professoren stehen:
Wenn Du also auf

  • Offenheit/Aufgeschlossenheit
  • Neugierde
  • Innovationsfähigkeit
  • Belastbarkeit
  • Ausdauer und Durchhaltevermögen

zurückgreifen kannst, wirst Du bestimmt auch die Fähigkeit zum selbständigen Lernen und zur Selbstorganisation entwickeln.

Dazu kommt noch Englisch als Wissenschaftssprache sowie zusätzliche Fremdsprachenkenntnisse.

Nun fragst Du Dich vielleicht, ob Deutsch gar nicht genannt wurde?
Nein, Deutsch ist ein Schulfach, in dem Du hoffentlich bereits Sprachkompetenz, Ausdrucksfähigkeit und Textverständnis entwickelt hast. Diese brauchst Du zum Studieren unbedingt. Sonst tust Du Dir mit der wissenschaftlichen Fachliteratur einfach sehr schwer.

Das waren die am meisten gewünschten Anforderungen.

Wenn Du mehr zu Deiner Studienfächergruppe wissen willst, findest Du die Studienergebnisse unter
http://www.che.de/downloads/CHE_AP_194_Anforderungsprofile_Studienfaecher.pdf

Meines Erachtens sind die Studienergebnisse recht gut aufbereitet, so dass Du es mit ein bisschen Geduld und Interesse schaffst, Deine Studienfächergruppe und die dazugehörigen fachspezifischen Voraussetzungen zu finden.

Hast Du Fragen dazu oder möchtest Du Deine Erfahrung hier weitergeben?
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2. Besonderheiten der einzelnen Fächer

Fachliches Interesse
Natürlich musst Du Dich für die Studieninhalte Deines gewählten Faches interessieren und nicht nur für die späteren beruflichen Aussichten. Sonst gerätst Du mit Deinem Studium ernsthaft in Gefahr, wenn es Durchhänger gibt. Und die gibt es immer irgendwann im Laufe des Studiums. Dein Interesse an den Studieninhalten ist ein wichtiger Motor, der Dir hilft, Inhalte zu vertiefen und Dich durch Teildisziplinen, die Dir vielleicht nicht so liegen, hindurch zu beißen. Es ist nämlich ein Trugschluss, dass Du Dich nach der Schule nur noch mit Wissensgebieten beschäftigst, die Du magst.

Dein fachliches Interesse erkennst Du daran,

  • dass Du für Fragestellungen auf Deinem Themengebiet hellhörig bist und Dich damit beschäftigen willst
  • Bücher und Fachartikel liest und Dokumentationen anschaust
  • dass Du mitreden kannst und andere bei diesem Thema zu Dir kommen.

Das Interesse hilft Dir, bestimmte Fähigkeiten auszubilden.

Beispiele:

  • BWL/VWL: Wenn Du Dich für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften interessierst, sollst Du ein gewisses Grundverständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge mitbringen.
  • Naturwissenschaften und Technik: Hier solltest Du Dich für Umwelt und Natur interessieren und Gesetzmäßigkeiten nachvollziehen können. Und Mathe sollte für Dich kein Fremdwort sein. Wenn Du nicht Mathematik als Studiengang wählen willst, so tritt Mathe doch in den anderen Natur- und auch in den Ingenieurwissenschaften als Hilfswissenschaft auf oder Du brauchst zumindest mathematisches Verständnis. Wenn Du Physik studieren willst, musst Du Dich zumindest in den ersten beiden Semestern ganz intensiv mit Mathe beschäftigen. Und die Informatik hat wenig bis gar nichts mit dem zu tun, was Du bisher zu Hause mit und an Deinem Computer bearbeitet hast. Vielmehr studierst Du in der Informatik Mathe und Mathe und Mathe, zumindest an den Universitäten. Du kannst also ruhig Informatik studieren, auch wenn Du noch nicht programmieren gelernt oder noch keinen Computer auseinander- und wieder erfolgreich zusammengebaut hast. Auf Mathe hingegen kannst Du nicht verzichten. Hast Du Interesse an einem Ingenieurstudium, so musst Du Dich letztlich für ein Teilgebiet der Physik entscheiden: Maschinenbau-, Elektro-, Bau-, Chemieingenieur, um nur einige zu nennen. Als fachspezifische Voraussetzung brauchst Du für ein Ingenieurstudium in jedem Fall räumliches Denken und dreidimensionales Vorstellungsvermögen. Übrigens: in den MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) ist es besonders wichtig, dass Du weißt, worauf Du Dich bei diesen Studiengängen einlässt, den hier liegt die Studienabbruchquote bei fast 50%!
  • Sprachwissenschaften: Hier lernst Du nicht, eine neue Sprache zu sprechen oder Deine vorhandenen Kenntnisse zu verbessern. Vielmehr beschäftigen sich die Sprachwissenschaften vorwiegend mit Sprachstrukturen, Semiotik und geschichtlicher Entwicklung.

Echtes Interesse und Verstehen sind jedenfalls wichtiger als das Schwerpunktfach in der Oberstufe.

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