Diese Frage taucht immer wieder auf, wenn es darum geht, den eigenen Beruf zu finden.
Wenn du dir diese Frage stellst, so geht daraus hervor, dass du immerhin ein Hobby hast.
Das wiederum bedeutet, dass du dich für etwas interessierst oder dass du sogar ein Talent oder eine besondere Begabung hast, der du dich widmest.
Mit diesen Hinweisen kann ich als Berufsberaterin schon eine ganze Menge anfangen;
denn Interesse und Begabung spielen bei der Berufswahl eine wichtige Rolle.
Während ich so schreibe und über dieses Thema nachdenke, gehen mir zwei Fragen durch den Kopf:
- Erstens: Lassen sich meine Fragen auf jedes Hobby anwenden bzw. eignet sich jedes Hobby auch für den Beruf?
- Zweitens: Welche Überlegungen sprechen dafür oder dagegen, dass du dein Hobby zum Beruf machst?
Als ich letzthin dieses Thema in einer Gruppe junger Leute diskutierte, meinte Tobias, dass man diese Fragen gar nicht mit einem sicheren Ja oder Nein beantworten könne.
Daraufhin haben wir angefangen, uns zu überlegen, welche Fragen helfen könnten, das herauszufinden.
Hier unsere Sammlung:
- Was gefällt dir an deinem Hobby?
- Welche Aktivitäten führst du aus, wenn du diesem Hobby nachgehst?
- Worauf achtest du bei deinem Tun?
- Welche Eigenschaften helfen dir dabei?
- Brauchst du für dein Hobby ein besonderes Talent oder eine Begabung, die nicht jeder hat?
- Ist damit eine bestimmte Fertigkeit verbunden, mit Händen, Füßen, mit dem Kopf, ein Sinn wie Sehen, Hören, Schmecken, Riechen?
- Verwendest du ein bestimmtes Material und wenn ja, welches?
- Wie kommst du an das Material?
- Und wie bist du überhaupt auf dieses Hobby gekommen?
Nehmen wir Linda aus jener Gruppe als Beispiel. Sie spielt Schlagzeug.
- Beim Schlagzeug kommen unterschiedliche Instrumente zum Einsatz, die Linda bedienen kann – Trommeln, Pauken, Schellen, Marimba, und vieles mehr. Linda macht damit Musik. Dazu braucht sie ein gewisses Talent, nämlich Musikalität.
- Beim Schlagzeug reicht Musikalität allein nicht aus. Sie braucht außerdem ein Gefühl für Rhythmus und Takt.
- Sie improvisiert gern, kann aber auch Noten und Partituren lesen.
- Sie hat eine gute Körperkoordination, denn Schlagzeug muss sie mit Händen und Füßen spielen und sie braucht eine enorme Fingerfertigkeit.
- Vermutlich hat Linda auch ein gutes Gehör.
- Sie spiele sehr gerne Schlagzeug und vergesse dabei oft die Zeit. Aber manchmal fehle ihr doch die Disziplin zum Üben, sagt Linda.
- Wenn sie übt, spielt sie allein am elektronischen Schlagzeug. Aber richtig Spaß macht es ihr in der Schulcombo und in ihrer Band.
Jetzt haben wir eine ganze Menge an Stärken und Fähigkeiten von Linda herausgefunden und kommen fast wie von selbst zu der Frage:
Möchtest du, Linda, dieses Hobby zum Beruf machen und Berufsmusikerin für Pauke oder Schlagwerk werden?
Willst du es und traust du es dir zu?
Fragen wir zunächst, ob du es kannst:
- Traust du dir zu, dich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten, um dein Talent in einem Studium an einer Musikhochschule zur Profi-Schlagzeugerin zu perfektionieren?
- Wenn du die Aufnahmeprüfung geschafft hast, wirst du vermutlich auch das Studium bestehen, sofern du noch über ein paar Eigenschaften als Stärken verfügst.
- Hast du für die Vorbereitung genügend Ausdauer? Hast du Ausdrucksfähigkeit und Kreativität? Bist du belastbar, um durchzuhalten?
Willst du dann dein Hobby zum Beruf machen?
- Willst du dafür auf alles mögliche verzichten?
- Willst du täglich viele Stunden üben?
- Willst du den Erfolg und dafür häufig von deiner Familie getrennt sein, wenn du mit deiner Band oder dem Orchester auf Tour gehst?
Dies alles natürlich unter der Voraussetzung, dass dein Talent ausreicht, du dich gegen die Konkurrenz der anderen durchsetzt und von deiner Kunst leben kannst.
Aber das alles weißt du am Anfang noch nicht. Zunächst musst du es wollen und „dafür brennen“.
Vielleicht magst du deshalb die Entscheidung jetzt noch gar nicht treffen, möchtest lieber in einer Band aus reinem Vergnügen Schlagzeug spielen, in deiner Freizeit und später zum Ausgleich in einem anderen Beruf; denn da gibt es noch einiges, was du auch gerne machst.
Vielleicht willst du erst einmal prüfen, was sonst noch zu deinen Interessen passt, ob es etwas gibt, wofür du dein Talent, die Stärken und Fertigkeiten aus deinem Hobby auch gut zum Einsatz bringen kannst.
Sprich darüber mit einer guten Freundin und auch mit einem Profi, damit du dich nicht verrennst.
Danach kannst du leichter entscheiden, ob du bereit bist, dein Hobby zum Beruf zu machen.
Weitere Informationen auch an der Musikhochschule München.
Ich weiß aber auch von einigen Berühmtheiten, die erst nach einer ganz anderen Ausbildung oder einem Studium zu ihrem besonderen Talent stehen konnten und aus ihrem Hobby einen Beruf gemacht haben.
Fällt dir auch jemand ein?
- Wie stehst du zu diesen Überlegungen?
- Kennst du solche Gedanken und hast dir auch schon derartige Fragen gestellt?
Teile sie doch im Kommentar. Mir machst du damit eine große Freude.
Wenn genügend Feedback kommt, greife ich es auf und mache einen weiteren Beitrag daraus.
Hallo Brigitte,
ich finde es super, dass du das Hobby als möglichen Beruf durchaus ernst nehmen kannst. Damit bist du zumindest den Berufsberatern weit voraus, die ich vor 15-20 Jahren vor mit hatte.
Mittlerweile ist mein Hobby auch mein Beruf. Aber das habe ich nicht studiert oder in einer Ausbildung gelernt, sondern mir selber beigebracht. Aber ich würde den Weg über eine Grundausbildung oder ein Studium in einem ähnlichen Bereich immer zuerst wählen. Danach kann man sich immer noch weiter entwickeln.
Zumal das auch eine gewisse Sicherheit bringt, wenn man nach dem Studium oder der Ausbildung noch ein paar Jahre jobbt und dann nach und nach sein Hobby zum Beruf macht.
Beste Grüße,
Gordon
Danke, Gordon, für Deine Anmerkungen.
Es hängt natürlich von der Art des Hobby ab, ob sich ein Beruf daraus machen lässt. Wenn Du beispielsweise mit Hingabe Holzarbeiten machst, kann daraus von vornherein der Beruf des Schreiners oder Tischlers (wie der Schreiner in Bayern heißt) werden.
Bei den sogenannten künstlerischen Berufen muss man schon genauer hinschauen und sich fragen, ob das Talent für die Kunst ausreicht oder ob es ein Hobby bleiben soll.
Wenn die Entscheidung schwer fällt, weil zu viele Faktoren mitspielen, sollte man eine Person zu Hilfe nehmen, damit man nicht im Sumpf der Pro und Contra versinkt.
Brigitte Späth
Liebe Brigitte,
danke für diesen Artikel. So eine Weitsicht ist bei Berufsberatern vermutlich eher selten… 🙂
Meine Tochter hat gerade ihr Abitur gemacht und geht den Weg eines Fernstudiums, da ihr schon lange klar ist, dass sie sich mit ihrer Berufung selbständig machen möchte.
Wir sollten unseren Kindern viel mehr Entfaltungsmöglichkeiten geben. Ihnen erlauben, ihren Talenten zu folgen, statt sie in „sichere Berufe“ zu zwängen, die ihnen nicht liegen.
Herzliche Grüße
Micaela