Die  medizinischen Studiengänge – das sind Human-, Zahn- und Tiermedizin – sind an allen staatlichen Universitäten in Deutschland zulassungsbeschränkt – und auch in anderen Ländern gelten besondere Bedingungen für die Zulassung in einem medizinischen Studiengang. Das liegt daran, dass es überall mehr Studienbewerber als Plätze gibt. Und es ist sehr teuer, die Anzahl der Studienplätze in Medizin zu erhöhen, weil dafür Laborplätze gebraucht werden. Diese einzurichten und zur Verfügung zu stellen, kostet!

Ich will mich nun in diesem Beitrag auf die Bewerbung um einen Studienplatz in Humanmedizin konzentrieren.

Bewerbung um einen Studienplatz in Medizin

Um zu einem Studienplatz zugelassen zu werden, musst du dich zunächst um einen Studienplatz bewerben. Dafür gibt es ein Zulassungsverfahren, das für das gesamte Bundesgebiet einheitlich geregelt ist.

Anlaufstelle für dieses Zulassungsverfahren ist die Stiftung Hochschulstart

www.hochschulstart.de

Wichtig

Über dieses Zulassungsverfahren musst du dich unbedingt rechtzeitig informieren, denn du musst viel recherchieren und strategisch planen. Das ist so gewollt.

Wann du mit der Vorbereitung auf die Zulassung beginnen sollst, hängt stark von dir selbst ab: von deinem Lerntyp, deiner Belastbarkeit und nicht zuletzt von deinem Zeitmanagement. Ich komme später wieder darauf zurück.

Die Anmeldung auf Hochschulstart beginnt erst im Jahr deines Abiturs für das darauf folgende Wintersemester.

Du bist dann Erst- oder Neubewerber. Ab Ende April ist AntOn das Bewerbungsportal von Hochschulstart, online und ich empfehle dir wärmstens, dich dort darüber zu informieren, was du alles an Unterlagen und Angaben benötigen wirst, denn manches musst du z.B. erst beantragen oder beglaubigen lassen.

Als Erstbewerber musst du deine Bewerbung bis zum 15. Juli vollständig und formgerecht abgeschlossen haben.

Achtung Altabiturient: Wenn du dein Abi schon früher abgeschlossen hast, gilt für dich der 31. Mai als Ausschlussfrist für deine Bewerbung.

Die Zulassung der Studienplätze erfolgt in Kategorien:

  • 20% der Studienplätze werden in der Quote der Abi-Besten des Jahrgangs vergeben
  • 60% im Auswahlverfahren der Hochschulen (ADH)
  • 20% nach der Anzahl der Wartesemester

Für dich als Erstbewerber spielt die Quote nach Wartesemester keine Rolle. Du hast ja noch keine.

Auswahlverfahren der Hochschulen

In der Kategorie ADH legen die Unis Kriterien fest, die bei der Vergabe der Studienplätze berücksichtigt werden sollen. Diese sind bei jeder Uni anders!

Die Abi-Note muss aber an jeder Uni höchstes Gewicht bekommen.

Auswahlkriterien können sein:

  • Abi-Note (Numerus clausus = NC)
  • Teilnahme an Studierfähigkeitstests
  • Priorität des Hochschulortes (Hochschulen bevorzugen Bewerber, die ihre Universität an Platz 1 oder 2 der Rangliste gesetzt haben)
  • einschlägige Berufsausbildung (nur selten Praktika)
  • andere besondere Leistungen, z.B. Noten in den naturwissenschaftlichen Fächern, besondere Leistungen in „Jugend forscht“ oder Teilnahme an der Chemie-Olympiade
  • Teilnahme an Auswahlgesprächen
  • und die Kombination aus alle dem

Studierfähigkeitstests

Ich möchte jetzt auf die für Medizin relevanten Studierfähigkeitstests eingehen.

Hier sei an erster Stelle der sogenannte Medizinertest genannt. Genau heißt er Test für Medizinische Studiengänge (=TMS)

Achtung: Für den Medizinertest gibt es eine Anmeldefrist.

Du musst dich bis zum 15. Januar eines jeden Jahres angemeldet haben.

Kosten:

Die Teilnahmegebühr beträgt 73 Euro.

Diese muss bis zum 23. Januar beim Testanbieter eingegangen sein.

Erst wenn diese Gebühr eingegangen ist, kannst du dich für den Testort deiner Wahl eintragen. Andernfalls wirst du zugeordnet, wo es noch freie Plätze gibt.

Was ist der Medizinertest?

Im Test TMS wird getestet, ob du voraussichtlich für das Medizinstudium geeignet bist. Er testet deine Konzentrations- und Merkfähigkeit, Genauigkeit, Belastbarkeit und wie gut du  Muster erkennen kannst.

Er dauert einen ganzen Tag mit einer Mittagspause von 60 Minuten, ist also sehr intensiv und fordert dich in deiner ganzen Konstitution inklusive Zeitmanagement.

Vorbereitung auf den TMS

Du kannst, ja musst dich auf diesen Test sehr ausgiebig vorbereiten, und zwar unter Echtzeitbedingungen, denn es kommt in diesem Test wesentlich darauf an, wie gründlich du in der vorgegebenen Zeit arbeitest und wieviel du unter dem Genauigkeitsaspekt schaffst.

Das musst du üben und wie die Erfahrungen zeigen, das lässt sich auch üben.

Verwende hierfür das Material früherer Tests. Diese findest du unter tms-info.org

Hier findest du auch alle weiteren wichtigen Informationen.

Du kannst auch an Vorbereitungsseminaren teilnehmen. Achte dabei auf die Kosten.

Ich empfehle dir für deine Vorbereitung auch, dir einige Tipps abzuholen bei

www.berufsreport.com/test-fuer-medizinische-studiengaenge-tms-mehrkampf-fuer-hochleister/

Wichtig: Du kannst am TMS nur einmal teilnehmen.

Inzwischen ziehen viele Unis das Testergebnis als zusätzliches Kriterium bei der Vergabe der Studienplätze heran und jede gewichtet dieses Ergebnis dabei auf ihre eigene Weise, auch abhängig vom prozentuellen Testergebnis.

Übrigens: Ein 100-prozentiges Ergebnis hat es bisher noch nicht gegeben.

Manche Unis geben einen Abschlag auf deine Abi-Note bis zu 0,8. Dabei kannst du bei einer Abi-Note von 2,0 auf 1,2 kommen. Eine gute Vorbereitung unter Echtzeitbedingungen kann sich also sehr wohl lohnen. Wie deine bevorzugte Hochschule TMS berücksichtigt, erfährst du auf der Webseite der jeweiligen Uni.

Testtermin in 2018 ist der 5. Mai.

Tja, das liegt genau in der Zeit der schriftlichen Abi-Prüfungen in Bayern.

Ob das Abi-Jahr der passende Zeitpunkt für deine Teilnahme am Medizinertest ist, kannst du am besten selbst einschätzen. Das meinte ich zu Beginn des Beitrags, als ich auf deine Belastbarkeit, deinen Lerntyp, dein Zeitmanagement etc. hingewiesen habe.

Wann ist für dich der richtige Zeitpunkt für den TMS?

  • In der Q11, also ein Jahr vor dem Abi?
  • Im Abi-Jahr – mit allen Konsequenzen
  • Im Jahr nach dem Abi – du hast mehr Ruhe, bist aber auch ein Jahr älter

Frage dich:

  • Packst du das gleichzeitig mit den Abiturprüfungen mit Blick auf Zeitpunkt und Lernvorbereitung?

Und beachte: Du kannst am Medizinertest nur einmal teilnehmen.

  • Bist du in der Q11 schon bereit dafür?
  • Willst du ein Jahr später am TMS teilnehmen, weil du dir dann genügend Zeit für das vorbereitende Üben nehmen willst? Achtung: Ausschlussfrist für deine Bewerbung zum Medizinstudium ist bis zum 31. Mai, weil du Alt-Abiturient bist.

Was gibt es noch zu beachten?

Manche Unis ziehen einen anderen Test bei der Vergabe der Studienplätze für Medizin heran.

Der HAM-Nat

Beim Hamburger Auswahlverfahren für medizinische Studiengänge handelt es sich um einen naturwissenschaftlichen Wissenstest auf Abi-Niveau als Multiple-Choice-Verfahren:

du musst 70 Fragen in 120 Minuten beantworten.

Darauf kannst du dich sehr gut vorbereiten.

Ein weiterer Vorteil des HAM-Nat ist, dass du ihn wiederholen kannst, so oft du magst.

Inzwischen hat sich die Charité in Berlin und die Uni Magdeburg diesem Auswahlverfahren angeschlossen und Teile daraus übernommen.

Für Berlin bedeutet das, dass der HAM-Nat sogar zweimal jährlich durchgeführt wird, nämlich am 16.02.2018 für das Sommersemester, weil die Charité den Studienbeginn für Medizin sowohl zum Sommer- als auch zum Wintersemester anbietet. Das ist für Medizin eher selten.

Für das Wintersemester findet der Termin jeweils im August statt, und zwar an allen drei Hochschulstandorten gleichzeitig. Du musst dich also für eine dieser drei Unis entscheiden, an der du dich für das Wintersemester bewerben willst.

Was kannst du sonst noch tun, um einen Studienplatz in Medizin zu bekommen?

Du kannst warten und hast dann die Möglichkeit, dich zusätzlich in der Quote von 20% über die Wartesemester zu bewerben.

Was bedeutet Wartezeit?

Wartezeit bedeutet, du bist in keinem anderen Studiengang in Deutschland eingeschrieben – warten heißt eben wirklich warten und nicht studieren! Bisher wartest du auch, wenn du dich für diesen Studiengang weder angemeldet noch beworben hast. Es gibt keine Warteliste. Das ist ein Märchen, das sich hinter dicken Schulmauern aufhält und von dort nicht zu vertreiben ist.

Diese Regelung kann sich aber demnächst ändern, weil das Bundesverfassungsgericht gerade ein Urteil gefällt hat, das eine Neuregelung fordert.

Was könnte sich durch das Urteil ändern?

  • Die Abi-Note muss weiterhin das Hauptgewicht bei der Vergabe der Studienplätze bleiben.
  • Wenn Note, Test und die anderen lokalen Auswahlkriterien nicht ausreichen und du warten musst, muss du dich trotzdem immer wieder bewerben, weil nur noch die erfolglosen Bewerbungen als Wartesemester gelten.
  • Als Wartesemester kann ein Semester nur dann gelten, wenn du dich beworben, aber keinen Studienplatz erhalten hast. Bis zu einer verbindlichen Regelung hast du auch gewartet, wenn du dich gar nicht beworben, sondern eine betriebliche oder schulische Ausbildung – oder gar nichts gemacht hast.
  • Für diejenigen, die jetzt bereits eine Ausbildung angenommen haben, weil sie warten mussten, wird es vermutlich eine Übergangsfrist geben, um Rechtssicherheit zu gewährleisten.

Wichtig: Informiere dich in jedem Fall verbindlich, was du bei deiner Bewerbung um einen Studienplatz erbringen musst.

Das gilt für jede Studienbewerbung.

Wie kannst du deine Chancen auf einen Studienplatz erhöhen? Fazit

  • Gute Abi-Noten erzielen
  • An Studierfähigkeitstest für Medizin teilnehmen
  • Mit intensiver Vorbereitung und Übung auf bestmögliche Testergebnisse hinarbeiten
  • Eine einschlägige Berufsausbildung als Überbrückung absolvieren
  • Insgesamt deine Bewerbung gut vorbereiten und Formfehler vermeiden
  • Dich darüber informieren, welche Zusatzleistungen von dir verlangt werden oder ob du ggf. einen Nachteilsausgleich geltend machen kannst
  • Studien- und Berufsberatung wahrnehmen, um Sicherheit in der Orientierung zu haben

Welche Alternativen hast du sonst noch?

Studienmöglichkeiten an privaten Hochschulen

Prüfe, was sie kosten!

Ausländische Hochschulen

Auch hier handelt es sich entweder um private Hochschulen oder um staatliche Einrichtungen, an denen alle Studierenden Studiengebühren bezahlen müssen. (Beispiel England, wo die   Studiengebühren für alle hoch sind).

Neben den Kosten musst du darauf achten, in welcher Sprache der Studiengang angeboten wird und ob deine Sprachkenntnisse ausreichen, um den fachlichen Anforderungen zu genügen.

Genannt werden können: Tschechien, Polen, Litauen, Rumänien. Außerdem bietet  die Semmelweiß-Universität in Budapest einen Studiengang an, der in den ersten vier Semestern deutschsprachig ist und im Anschluss daran am Asklepios Campus in Hamburg fortgesetzt werden kann.

In den Niederlanden musst du für ein Medizinstudium alle Naturwissenschaften bis zum Abitur belegt haben.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu Österreich:

Hier gibt es für alle ausländischen Studienbewerber eine 20%-Quote. Die Auswahl für diese Quote erfolgt über einen Medizinertest, der dem deutschen ziemlich ähnlich ist.

Die Anmeldung hierfür ist jeweils im Februar eines Jahres

Derzeit gibt es keine Studiengebühren. Es wird aber schon darüber gesprochen.

http://www.studieren-in-oesterreich.de/69,1,web-tipps.html

Wie du siehst, gibt es viel zu tun und zu bedenken. Und ganz sicher könnte man noch vieles ergänzen.

Du kannst ja gerne  deine Fragen im   Kommentarfeld stellen. Dann ergänze ich das für dich gern.

Auch über ein Feedback freue ich mich sehr.

Bei ganz persönlichen Fragen melde dich doch für ein kostenfreies Kennenlerngespräch an.
Dann suchen wir gemeinsam nach Lösungen. Ich helfe dir gern.